Rohkost Tag 11
Heute gab es eine bedeutende Verbesserung gegenüber den bisherigen Tagen.
Kurz nach dem Frühstück glitt ich sanft in einen euphorischen Zustand, welcher die meiste Zeit des Tages anhielt. Dieses Gefühl habe ich jetzt noch immer, wenn auch nicht so ausgeprägt wie am Morgen. Ich konnte heute auch sehr viel Arbeit erledigen. Keine Aufgabe erschien mir zu schwer, da ich mich so gut fühlte. Ich kenne dieses Gefühl von meinem ersten 30-Tage Versuch, ich bin also sehr glücklich, dass es jetzt auf so großartige Art und Weise zurückgekommen ist. An einem Punkt war das Gefühl so intensiv, dass ich vor Glück fast weinen musste.
Wie soll ich dieses euphorische Gefühl beschreiben? Stellen Sie sich vor, wie jede Zelle Ihres Körpers von Glück erfüllt wird. So fühlt es sich im Grunde an. Es ist eine positive Energie die ich in jedem Teil meines Körpers spüre... als ob man verliebt ist.
Ich habe eine kleine Veränderung gemacht, die das vielleicht begünstigt hat.
Anstatt mir Sorgen zu machen, ob ich genug Kalorien bekomme, habe ich mich heute darauf konzentriert, mehr Gemüse zu essen. Ich habe heute wahrscheinlich mehr Gemüse gegessen, als an irgend einem anderen Tag in diesem Versuch. Am Morgen aß ich etwas sehr Leichtes (nur einen grünen Smoothie und ein bisschen Sellerie zum Frühstück), und obwohl ich eigentlich mehr vertragen hätte, habe ich nur gerade so viel gegessen, um meinen Hunger zu stillen. An den vorangegangenen Tagen hatte ich den Gedanken, ich müsste mich richtig vollstopfen, um nur ja genug Kalorien zu bekommen, genau das habe ich heute vermieden.
Heute Morgen hatt ich ein ganz normales Aerobic Training im Fitnessstudio, da gibt es also nichts Besonderes zu berichten. Auf die Toilette musste ich heute nicht so oft wie in den vergangenen Tagen, insgesamt nur 3 bis 4 Mal Stuhlgang, also halb so oft. Ich habe noch immer einen üblen Mundgeruch am Morgen. Und zwar jeden Tag, seitdem ich das erste mal davon berichtet habe. Kopfschmerzen habe ich schon seit Tagen nicht mehr.
Meine Körpertemperatur war heute Morgen wieder auf einem normalen Wert von 37,3 Grad, aber jetzt ist sie runter gegangen auf 36,9 Grad, die bisher niedrigste Temperatur in diesem Versuch. Das finde ich ein bisschen seltsam. Ich leide auch nicht mehr an dieser Benommenheit. Das verschwand vor ein paar Tagen. Heute fühlte ich mich unbeschreiblich klar im Kopf, und fand es ganz leicht, mich zu konzentrieren.
Ein paar Nächte lang schlief ich pro Nacht um eine Stunde weniger, mittlerweile hat sich das aber wieder auf meinem normalen Level wie vor dem Versuch eingependelt. Das verringerte Schlafbedürfnis war vielleicht ein Bestandteil der anfänglichen Entgiftungsphase. Ich hatte auch keine Probleme mehr mit einer niedrigen Libido seitdem ich vor ein paar Tagen das erste Mal darüber berichtet habe.
Erin sagte bereits mehrmals, dass ich anders rieche – nach Pflanzen. Einmal meinte sie, ich rieche nach Gewürznelken, obwohl ich im ganzen Versuch nie Gewürznelken gegessen habe. Sie fragte mich, ob meine Haut demnächst grün werden wird und erinnerte mich im Spaß daran, als sich meine Haut einmal orange verfärbte. Eine wahre Geschichte: Bei einem vorhergehenden Rohkostversuch aß und trank ich so viele Karotten, dass meine Haut ein oder zwei Tage lang wirklich orange wurde. Anscheinend nennt man das „Hypocarotenemie". Das Phänomen verschwand aber wieder, sobald ich eine Zeit lang keine Karotten mehr aß.
Ich finde diese Ernährung mittlerweile ziemlich einfach, was die Vorbereitung angeht. Die meisten meiner Gerichte sind schnell zubereitet und schnell zu essen. Das einzige wofür man viel Zeit beim Essen braucht sind große Salate. Ich bin allerdings ein wenig gelangweilt aufgrund der mangelnden Vielfalt. Ich finde ich sorge für eine gute Abwechslung, indem ich verschiedene Obst- und Gemüsesorten kombiniere. Es wird trotzdem langsam langweilig, so viel Obst und Gemüse zu essen. Ich verwende in diesem Versuch ja zusätzlich weder Salz, noch Öl, Gewürze, Zwiebeln, Knoblauch oder scharfen Pfeffer. Wäre ich nicht so streng, hätte ich viel mehr Möglichkeiten, Abwechslung in meinen Speiseplan zu bringen.
Ich hatte heute keinerlei Verlangen nach gekochtem Essen, obwohl ich es auch nicht von meinem Tellerrand gestoßen hätte.
Regionale Lebensmittel
Einige Leute fragten mich um meine Meinung zu regionalen Lebensmitteln, scheinbar mit dem Hintergrund, den negativen Einfluss auf die Umwelt zu reduzieren. Ich denke das wäre möglich, wenn ich in Kalifornien leben würde, aber die Wüstenstadt Las Vegas ist kein guter Ort für Regionales - außer man will Kakteen essen. Die Temperatur im Winter sinkt auf bis zu Minus 7 Grad Celsius und die Sommertemperaturen können auf 50 Grad ansteigen. Wir sind hier auch umgeben von (überwiegend unfruchtbaren) Bergen, kein Ackerland. Es muss praktisch alles importiert werden. Fast meine gesamten Lebensmittel kommen aus Kalifornien, Mexiko und Südamerika.
Es gibt einige Bauernmärkte hier, die sind aber sehr klein und haben nicht viel Auswahl. Während des Winters gibt es sie glaube ich gar nicht. Das ist eine Sache, die ich an Kalifornien vermisse. Ich liebte es, zu Bauernmärkten zu gehen, vor allem wegen der Erdbeeren.
Ich denke schon an die Umwelt, aber selbst wenn ich regionale Lebensmittel wählen könnte, wäre der Effekt gering verglichen mit der von mir bereits getroffenen Entscheidung für einen alternativen Lebensstil. Alle Belege deuten stark darauf hin: Das Einzige und Beste was man tun kann, um seinen ökologischen Fußabdruck zu minimieren, ist es, vegan zu werden. Und diese Umstellung habe ich schon vor 11 Jahren gemacht. Es gibt so gut wie nichts was ich in meinem Leben noch machen könnte, das da auch nur annähernd herankommen würde. Wenn es um die Schonung von Ressourcen geht, könnte ich aufhören, Auto zu fahren, Wasser zu verbrauchen oder überhaupt aufhören zu essen. Aber das würde nicht annähernd so einen Effekt haben, wie aufzuhören, Tierprodukte zu konsumieren. Wir wenden enorme Ressourcen für die Produktion von Tierprodukten auf. Wenn Sie sich einmal die Zeit nehmen, sich näher damit zu beschäftigen, werden Sie feststellen, dass das ganze total verrückt ist. Wenn wir große Mengen an Ressourcen erhalten und die Verschmutzung der Umwelt bedeutend reduzieren wollen, haben wir immer noch die Möglichkeit, Millionen Nutztiere zu reduzieren.
Wussten Sie ...
... dass fast die Hälfe des gesamten Wasserverbrauches, 1/3 aller fossilen Brennstoffe und 80% aller landwirtschaftlichen Flächen in den USA für die Produktion von Tierprodukten aufgewendet werden? Das ist eine unbeschreiblich verschwenderische Industrie, vor allem wenn man bedenkt, dass das meiste Getreide nur angebaut wird, um es an Tiere zu verfüttern. Wenn Sie auf ein halbes Kilo Rindfleisch verzichten sparen Sie mehr Wasser, als wenn Sie ein ganzes Jahr lang nicht duschen. Nicht zu vergessen sind all die anderen Ressourcen die verbraucht werden, die Umweltverschmutzung und die Produktion von Abfall. Ich glaube es ist keine Übertreibung zu sagen, dass ein nicht veganer Umweltschützer ein Widerspruch ist. Falls Sie eine gute Quelle für Zahlen und Details zu diesem Thema suchen, ist „Food Revolution" ein guter Anfang.
Nicht, dass es nicht helfen würde, Produkte aus der Region zu bevorzugen, aber wenn Sie bereits vegan leben, dann ist das als würde man zu einem Mann mit Glatze sagen, er soll zum Frisör gehen. Es ist eine Ablenkung vom eigentlichen Problem. Wenn Sie große Mengen Wasser und Energie sparen und Umweltverschmutzung im großen Stil reduzieren wollen, dann streichen Sie Ihren nächsten Burger (oder überzeugen Sie einige andere, dasselbe zu tun). Leider gibt es einige Interessensgruppen denen es lieber ist, Sie machen sich Sorgen, wo Sie Ihre Tomaten kaufen statt hinzuschauen, wo sich die wirkliche Verschwendung abspielt. Wenn Sie im Meer des Umweltschutzes fischen, dann fangen Sie gleich Wale und nicht die kleinen Fische. Zumindest wenn Sie möchten, dass Ihre Anstrengungen auch einen Effekt haben.
Sie haben mehr positiven Einfluss auf die Umwelt wenn Sie einen Hummer fahren, auf Recycling pfeifen, alle Ihre Sachen von der anderen Seite des Planeten einfliegen lassen und nur ein paar Tage pro Woche vegetarisch essen als wenn Sie die durchschnittliche amerikanische Ernährungsweise leben und in allen anderen Bereichen komplett „grün" sind. Ich weiß, es ist schwer eine Verbindung herzustellen zwischen dem Biss vom Hühnchen und der Zerstörung des Regenwaldes, aber es ist so. Das Huhn ist darüber auch nicht glücklich.
Gewichtsverlust
Mein Gewicht ist um 0,36 Kilo auf 82,28 Kilogramm gestiegen. Gesamt Gewichtsverlust ist somit 2,09 Kilo in 10 Tagen. Soweit hat sich in den letzten Tagen also nicht viel getan. Das sind nur 0,09 Kilo weniger als vor 5 Tagen.
Frühstück
Grüner Smoothie: 3 Bananen (274g), Grünkohl (66g), Himbeeren (172g), 1 Tasse Wasser
Sellerie (128g)
Gesamt: 384 Kalorien, 3g Fett, 94g Kohlenhydrate, 8g Eiweiß
Ich entschied mich diesmal für eine kleine Mahlzeit, mit mehr Gemüse als Obst. Das reichte gerade aus um die Kalorien abzudecken, die ich für mein Training verbraucht habe.
Morgen Snack
Grüner Smoothie: 2 Bananen (230g), Spinat (64g), Heidelbeeren (122g), 1 Tasse Wasser
2 Marillen (120g)
Gesamt: 338 Kalorien, 2g Fett, 82g Kohlenhydrate, 6g Eiweiß
Ich habe herausgefunden, dass Marillenkerne immer genau 4 Gramm wiegen, wenn ich also eine Marille esse, subtrahiere ich einfach 4g für den Kern.
Mittagessen
Ein großer grüner Salat und ein bisschen Gemüse.
Salat: gemischtes Blattgemüse (152g), Spinat (70g), Gurke (64g)
Dressing: Cocktailtomaten (186g), rohes Tahini (44g), frischer Zitronensaft von ½ Zitrone (36g)
3 Karotten (176g)
Sellerie (148g)
Zuckererbsen (18g)
Gesamt: 484 Kalorien, 23g Fett, 63g Kohlenhydrate, 18g Eiweiß
Ich brauchte lange, um das zu essen – über 45 Minuten. Man muss sehr viel kauen.
Abendessen
Grüner Smoothie: 3 Bananen (404g), Spinat (62g), Heidelbeeren (100g), Himbeeren (124), 1 Tasse Wasser
Heidelbeeren (134g)
Brombeeren (138g)
2 Marillen (124g)
Gesamt: 684 Kalorien, 4g Fett, 167g Kohlenhydrate, 12g Eiweiß
Um diese Zeit hatte ich Lust auf etwas Süßes, das war wirklich ein Volltreffer.
Tageszusammenfassung
1.889 Kalorien, 31g Fett, 405g Kohlenhydrate, 44g Eiweiß
620mg Natrium, 90g Ballaststoffe, 201g Zucker
14% der Kalorien von Fett, 8% von Eiweiß, 78% von Kohlenhydraten
Ich würde nur zu gern noch mehr solcher Tage erleben und mich die ganze Zeit so gut zu fühlen. In den vergangenen Tagen schwankten meine Resultate. Ich werde weiter in diesem Rahmen experimentieren um herauszufinden, was am besten funktioniert.
Danke für die Unterstützung und die Ermutigungen!
Das Feedback, das ich zu diesem 30-Tage Versuch bekommen habe, war sehr unterstützend, abgesehen von ein paar verrückten Anhängern von hoch-eiweißreicher Ernährung, die es als Ausnahme ansehen, dass ich noch nicht gestorben bin. Egal ob die Leute mit dieser Ernährung einverstanden sind oder nicht, praktisch alle schätzen es, dass ich mein Bestes gebe, dieses Experiment mit vielen Details zu dokumentieren. Die Leute sind wahnsinnig neugierig, wie das Ganze ausgeht - ich selbst natürlich auch!
Ursprünglich hatte ich tägliche Einträge in der ersten Woche geplant und danach weniger häufige. Da ich aber jeden Tag noch immer viele Veränderungen feststelle, mache ich so lange weiterhin tägliche Einträge, bis eine gleichbleibende Phase kommt wo ich nicht mehr zu sagen habe als: „Heute war wie gestern."
Zum Startartikel der Rohkost-Serie: 30 Tage Rohkost
Übersetzung von ProblemImGriff, Original von Steve Pavlina:
„Raw Food Diet – Day 11“
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